Von den ersten Grundlagen bis zur Entscheidung, ob sich das System für dein Gebäude wirklich lohnt.
1 | Einstieg – warum gerade alle über PVT reden
Photovoltaik auf dem Dach ist längst Alltag, Wärmepumpen sind politischer Konsens – trotzdem steigen viele Haushalte noch immer auf zwei getrennte Systeme: PV für Strom und eine Luft-Wärmepumpe für Wärme. Das klingt logisch, bis sich Praxisprobleme zeigen: begrenzte Dachfläche, Ventilatorgeräusche im Garten, schwache COP-Werte bei Frost.
Photovoltaik-thermische Hybridmodule (PVT) lösen dieses Puzzle, indem sie ein einzelnes Bauteil zur gleichzeitigen Strom- und Wärmequelle machen. Damit verschwindet das Außengerät, das Dach arbeitet rund um die Uhr – und die Wärmepumpe bekommt dauerhaft bessere Quellentemperaturen.

2 | Von PV + Thermie zum Hybrid – das Konzept in Klartext
Stell dir ein PVT-Modul wie ein Sandwich vor. Oben die PV-Zellen: Sie wandeln Licht in Gleichstrom. Darunter ein ungedämmter Kupferabsorber, in dem eine frostgeschützte Sole (umweltfreundliches Kühlmittel) kreist und sowohl die Abwärme der Zellen als auch Umgebungswärme aufnimmt. Diese Sole ersetzt den Verdampfer einer Luft-Wärmepumpe – nur ohne Ventilator, ohne Vereisungsgefahr und ohne Schallschutzdiskussion.
Weil die Zellen gekühlt werden, produziert die PV-Schicht bis zu zehn Prozent mehr Strom als identische Module ohne Kühlung. Gleichzeitig gewinnt die Wärmepumpe durch die höheren Quellentemperaturen Effizienz – die Jahresarbeitszahl (JAZ) steigt häufig um eine ganze Klasse.
3 | So arbeitet das PVT-System über den Tag
Am Vormittag fließt die erste Sonne ins Dach. Die PV-Zellen schicken Strom in den Haushaltsverbrauch, während der Absorber bereits bei diffusem Licht einige Grad über Außenluft liegt. Mittags, wenn herkömmliche Luft-Wärmepumpen den ersten Abtaudurchgang starten, arbeitet die PVT-Wärmepumpe mit COP-Werten von fünf bis sechs – die Quellentemperatur liegt häufig im zweistelligen Bereich.
Nach Sonnenuntergang schläft die PV-Ebene, die Thermie aber nicht: Der Absorber strahlt nachts Wärme ins Weltall ab und kühlt sich teilweise unter die Umgebungstemperatur. Genau diese Gegentemperatur nutzt die Wärmepumpe weiter. Statt Frostschutzheizstäben bleibt der Verdichter im Optimum und deckt Warmwasser oder Heizlast lautlos ab.
- Morgens – erste Sonnenstrahlen
- PV erwacht, Strom fließt in Kaffeemaschine.
- Rückseite nimmt Luftwärme auf, Sole = +5 °C → Wärmepumpe startet ohne Frostschutz-Heizstab.
- Mittags – volle Sonne
- Modul-Rückseite wird 20 °C warm, PV-Zellen bleiben kühl → +8 % Stromertrag.
- Wärmepumpe arbeitet mit COP ≈ 6 (extrem effizient).
- Abends – Sonne weg, Außenluft 2 °C
- Offenliegende Absorber ziehen Infrarot- und Restwärme aus Luft & Dachziegeln.
- Sole = 0 – 1 °C → Wärmepumpe hält Warmwasser ohne Ventilatorgeräusch.
- Nacht – völlige Dunkelheit
- PV schläft, Thermie nicht: Absorber kühlt sich unter Lufttemperatur (Strahlungsauskühlung) → gewinnt weiter Wärme.
4 | Welche Häuser und Wohnungen profitieren am meisten?
Ein PVT-System ist nicht automatisch für jedes Gebäude erste Wahl. Trotzdem gibt es wiederkehrende Szenarien, in denen Hybridmodule einen klaren Vorsprung zeigen:
Typischer Engpass | Warum PVT passt |
---|---|
Begrenzte Dachfläche | Strom + Wärme auf derselben Modulfläche statt Flächenkonkurrenz |
Kein Platz / keine Lust auf Außengeräte | Absorber im Dach ersetzt Ventilator & Verdampfer |
Ganzjähriger Warmwasserbedarf (MFH, Pool) | Sommerliche Solarwärme wird wirklich genutzt |
Lärmschutz- oder Denkmalschutzauflagen | Keine Außengeräte, keine Schallimmissionen |
Förderorientierte Sanierung | PVT wird doppelt gefördert (PV + Solarthermie) |
Um das Potenzial im Einzelfall besser abschätzen zu können, findest du am Ende dieses Abschnitts eine interaktive Checkliste zum Ausfüllen – online oder als PDF-Download.
5 | Kennzahlen, die ein Gefühl geben
Szenario: Einfamilienhaus 120 m² – Vergleich Luft-WP vs. PVT-WP
Kriterium | Luft-WP + PV | PVT-WP |
---|---|---|
Außengerät | ✔ (48 dB(A)) | ✘ |
Jahresarbeitszahl JAZ | 3,1 | 4,3 |
Strom für Heizung (kWh/a) | 3 800 | 2 500 |
Mehrkosten durch Schallschutz | ggf. 1 200 € | 0 € |
Ein PVT-Projekt mit 18 m² Dachfläche kostet (brutto) etwa 50 000 €. Nach Förderung (30 – 70 %, BEG 2025) bleiben oft gut 30 000 € Eigenanteil – ein Niveau, das sich bei den meisten Sanierungen auch für PV + Luft-WP ergibt, jedoch ohne Außengeräusch und mit höherer Effizienz. Die Vollkostenparität liegt typischerweise bei acht bis elf Jahren, abhängig von Strom- und Gaspreisentwicklung.
6 | Häufige Stolpersteine – und wie du vorbeugst
- Hohe Radiator-Vorlauftemperaturen können die Effizienz bremsen. Wer heute noch 65 °C braucht, sollte über einzelne größere Flächenheizkörper oder einen hydraulischen Abgleich nachdenken.
- Sommerlicher Wärmeüberschuss ist kein Problem, wenn Warmwasser, Pool oder ein kleiner Pufferspeicher vorhanden sind – dann kann die Wärmeenergie auch im Sommer genutzt werden.
- Und schließlich: Installateurerfahrung. PVT ist in Deutschland zwar keine Exoten-Technik mehr, aber längst nicht jede SHK-Firma montiert Hybridfelder routiniert. Erfahrene PVT-Installationsunternehmen sparen hier Nerven.
7 | Der Weg zur Entscheidung – Schritt für Schritt
- Machbarkeitscheck: Foto oder Drohnenbild des Dachs, letzte Heizkostenabrechnung, kurz mit einem PVT-Spezialisten besprechen.
- Simulation: Eine Software erstellt eine Ertrags- und JAZ-Prognose für dein konkretes Gebäude.
- Förderantrag: BAFA/BEG rechtzeitig stellen – spätestens vor Auftragserteilung. Ein erfahrenes PVT-Unternehmen nimmt dir diesen Schritt ab.
- Festpreisangebot & Zeitplan: Für Montage, Wärmepumpe, Hydraulik und Inbetriebnahme.
- Installation: In der Praxis genügen meist drei Arbeitstage.
- Monitoring: App zeigt Strom- und Wärmeerträge live; Optimierung erfolgt per Update.
8 | Das große Ganze – warum PVT in die Zeit passt
Die Energiewende im Gebäudesektor braucht Lösungen, die nicht nur CO₂, sondern auch Platz, Schall und Genehmigungsaufwand einsparen. Hybridmodule sind kein Allheilmittel, aber sie beseitigen gleich mehrere typische Sanierungsbremsen gleichzeitig.
Ein Dach, das Strom und Wärme liefert, entkoppelt dich stärker von Marktpreisen, verringert die sichtbare Technik am Haus und erfüllt künftige Förderanforderungen schon heute.
9 | Checkliste zum Selbstausfüllen
Frage | Ja | Nein |
---|---|---|
Mindestens 15 m² freie, verschattungsarme Dachfläche? | ☐ | ☐ |
Außengerät im Garten unerwünscht oder nicht genehmigungsfähig? | ☐ | ☐ |
Jährlicher Warmwasser + Heizbedarf über 4 000 kWh? | ☐ | ☐ |
Heizungstausch bis spätestens 2027 geplant? | ☐ | ☐ |
Lärm- oder Denkmalschutzauflagen vorhanden? | ☐ | ☐ |
Auswertung
- Weniger als drei → klassische PV + Luft-WP ist meist günstiger.
- Drei oder mehr Häkchen bei „Ja“ → PVT detailliert prüfen.
10 | Wer kann dich beraten?
duonity beschäftigt sich seit Jahren professionell mit PVT-Wärmepumpensystemen. Wir planen, installieren und warten Hybridanlagen für Ein- und Mehrfamilienhäuser – inklusive Fördermittelmanagement und App-basiertem Monitoring.
Wenn du wissen willst, ob dein Gebäude wirklich zu PVT passt, genügt ein Dachfoto und ein kurzer Online-Termin. Den Rest – von Simulation bis Zuschussbescheid – erledigen wir.
Merksatz zum Mitnehmen
Ein Dach, zwei Energien, null Außengeräusche – PVT ist die logische Weiterentwicklung der Photovoltaik.